Nachruf auf unseren Ehrenvorsitzenden
Prof. Otto Filtzinger
* 29.09.1932 † 21.04.2022

 

 

 

Liebe Mitglieder,
liebe Pädagogische Fachkräfte, liebe Interkulturelle Fachkräfte, liebe KiTa-Leitungen,
liebe Kooperationspartner,
wir möchten uns bei Ihnen allen für Ihre Anteilnahme bedanken. Leider ist es uns nicht möglich, jeder Person individuell zu antworten.

Wir wissen allerdings jedes Wort, das Sie uns gesendet haben, sehr zu schätzen. Danke dafür!

Als Anhang finden Sie einen sehr schönen Text, der von Herrn Prof. Franz Hamburger über unseren Gründer Prof. Otto Filtzinger verfasst wurde.

Wir bedanken uns bei Herrn Prof. Hamburger, langjährigem Freund und Kollege von Otto und entschlossenem Unterstützer des IPE, für diesen würdigen Text zur Erinnerung an einen Pädagogen, der unermüdlich zur Entwicklung der Friedenserziehung und des interkulturellen Verständnisses beigetragen hat

Herzliche Grüße

IPE e.V
16 Mai 2022

 


Nachruf auf Prof. Otto Filtzinger

von Prof. i.R. Dr. Franz Hamburger

 

Seine akademischen Titel hat Otto Filtzinger nie vor sich hergetragen. Dem Professor für Sozialpädagogik an der Hochschule Koblenz war das konkrete Engagement für seine Studierenden und für das friedvolle Zusammenleben „von Kindesbeinen an“ wichtiger als die akademische Reputation. Doch hinter seiner Bescheidenheit wird ein großes Werk sichtbar. Filtzinger hat sein Berufsleben nach dem Studium in der Bildungsarbeit begonnen und wurde 1972 an die Hochschule Koblenz berufen. Seine Lehr-, Vortrags- und Forschungstätigkeit brachte ihn von dort und dem Zentrum für Community Education aus in alle Länder Europas, an Universitäten, Hochschulen und Praxiseinrichtungen. Otto Filtzinger setzte seine Arbeitsschwerpunkte „Interkulturelle Pädagogik“ und „Internationaler Vergleich in der Sozialpädagogik“ um in eine fruchtbare und authentische Pädagogik der internationalen Verständigung. Reden und Handeln waren für den profilierten Gruppenpädagogen eine Einheit.

Lehraufträge an europäischen Universitäten, so in Bari und Bologna, Bozen und Messina, Perugia und Rom, in Barcelona und Girona, in der Repubblica di San Marino oder an der Universität Sofia waren sein Weg, die Idee und das Wissen um interkulturelle Erziehung, den Wert der Mehrsprachigkeit oder die Förderung der Muttersprache weiterzugeben. Viele europäische Länder haben die Qualifizierung der Erzieherinnen und Erzieher an Universitäten verortet, und auch daran hat Otto Filtzinger mitgewirkt, in Barcelona und Cordoba beispielsweise.

Otto Filtzinger war immer auch ein Mainzer Bürger und gehörte nach Hechtsheim, wo er beheimatet blieb. Er hat Mainz mit einem internationalen Glanzlicht versehen, indem er 1989 das „IPE – Institut für Interkulturelle Pädagogik im Elementarbereich e.V.“ gründete und bis zum Jahr 2020 leitete. Dieses Institut hat sich praxisnah und systematisch reflektiert der interkulturellen Arbeit in den Kindertagesstätten der Stadt und der Fort- und Weiterbildung der Erzieherinnen gewidmet. Interkulturalität war dabei nicht nur Prinzip, sondern Praxis in den Exkursionen mit Erzieherinnen und Studierenden. Das Institut war ein Start-up-Unternehmen, lange bevor dieser Begriff in Mode kam.

Otto Filtzinger hat für die sprachliche und allseitige Entfaltung der Kinder den notwendigen Entwicklungsraum eingefordert; das Recht der Kinder auf Spiel und spielerisches Lernen stand immer im Vordergrund, ebenso die Aufforderung an Erzieherinnen, ihre Eigenständigkeit und die Reflexivität ihrer Tätigkeit wahrzunehmen. Mit dem IPE hat Filtzinger der Stadt Mainz eine europäische Einrichtung geschenkt, deren Wert für die Einübung friedlichen Zusammenlebens in Krisenzeiten besonders bewusst wird.

Nicht vergessen werden soll Filtzingers umfangreiche wissenschaftliche Publikationstätigkeit. Zahlreiche Veröffentlichungen seit 1970, vor allem in deutscher und italienischer Sprache, behandeln Themen des interkulturellen Lernens, der interkulturellen Öffnung sozialer Dienste, der Organisation von Migrationsdiensten und der europäischen Dimension im Bildungssystem.

Otto Filtzinger hat im Landesbeirat für Migration und Integration seit dessen Gründung 2007 und auch schon in der vorangehenden „Initiative für Integration Rheinland-Pfalz“ aktiv mitgearbeitet. So war er beispielsweise maßgeblich an der Weiterentwicklung des Integrationskonzeptes 2017 beteiligt. Bei seinem kämpferischen Einsatz für die Fachkräfte mit Migrationshintergrund hat er sich selbst nicht geschont, er hat die nationalistischen Widerstände gespürt und sich mit ihnen geduldig auseinandergesetzt.

Für seine Verdienste wurde Otto Filtzinger im Jahr 2021 mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Nun ist der Mainzer Wissenschaftler und interkulturelle Pädagoge am 21. April 2022 im Alter von 89 Jahren verstorben.


Gedenkkerzen

die auf der Seite der Allgemeinen Zeitung Mainz angezündet worden waren.

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